„Da wird auch dein Herz sein“

Falls ihr euch fragt, wo die Herzen von 13 motivierten Rovern und Nicht-mehr-ganz-Rovern der Turmfalken an Himmelfahrt 2011 waren, bekommt ihr hier eine Antwort: In Dresden – und zwar auf dem 33. Evangelischen Kirchentag. Der Rest unserer Körper war übrigens auch da, denn wo der Kirchentag ist, da werden auch die Turmfalken sein.

Vor dem Kirchentag war unsere Gruppe zwar immer mehr zusammengeschrumpft und beinahe wäre sie noch weiter geschrumpft, als zwei von uns versehentlich den falschen Zug bestiegen („Wo seid ihr?“ – „Ähm, unser Zug kommt gleich in Fulda an!“ – „Was? Kann nicht sein, wir sind doch gerade in Fulda in euren Zug eingestiegen!“). Als erfahrene Bahnfahrer erreichten wir aber natürlich trotzdem alle das Ziel und sogar der eigens aus London angereiste Josh fand den Weg zu unserem Kirchentags-Quartier: Der 101. Mittelschule.

Nachdem wir uns von unserem ersten Schock – ausgelöst durch die leicht gestörten Quartiersmeister, über die wir uns noch öfters aufregen sollten – erholt hatten, statteten wir uns erfreut mit den wahlweise als pink oder (verharmlosend) als magentafarben zu bezeichnenden Helferhalstüchern und den zum Glück weniger extrem gefärbten Helfer-T-Shirts aus. Letztere waren zwar nur in der Einheitsgröße XL (Herren) vorhanden, aber da wir alle 13 exakt gleich groß sind und alle genau diese Kleidergröße besitzen, störte uns das natürlich wenig 🙂
Wir waren ja auch schließlich nicht nach Dresden gekommen, um uns über Farben und Kleidung Gedanken zu machen, sondern um zu arbeiten und – so ganz nebenbei – den Kirchentag zu genießen. Der war nämlich, ganz wie es sich für einen Kirchentag eigentlich gehört (hast du das gehört, München?), wunderbar sonnig und warm, wenn nicht sogar heiß. Daher stellte es sich im Laufe des Wochenendes als sehr angenehm heraus, dass der Standort der Gepäckaufbewahrung (unser Lieblingsjob!) eine verglichen zu den draußen herrschenden Temperaturen reichlich unterkühlte Bahnhofshalle vom Aussehen eines Parkhauses war.

Auch wenn das Ambiente nicht ganz so ansprechend war (Jérôme versuchte, dies zumindest für die anwesenden Eintracht-Fans zu ändern) und der Ansturm der Gepäckabgeber sich meist in Grenzen hielt, hatten wir wieder jede Menge Spaß beim Arbeiten. Grund dafür waren unter anderem zwei Gitarren, die gute Akustik unserer Halle, die Helfersüßigkeiten, viele freundliche „Kunden“, Tinas Megafon und unser Integrationsbeauftragter Herr Gürüglü. Und wenn zwischendurch ein Bett angeliefert wurde, sich unser Münchener Stammkunde Friedrich Nase bei uns einnistete oder ein cholerischer Bahnbeamter in die Gepäckaufbewahrung stürmte („Diese handgemalten Schilder verschandeln meinen Bahnhof!“), dann wurde einem sowieso nicht langweilig. Und falls doch, gab es ja immer noch Kerstins Kreuzworträtselblock…
Außerdem hatten wir ja auch genügend Freizeit, die wir außerhalb des kühlen Bahnhofs verbringen konnten. Leider erwies sich Dresden als ein Kirchentag der vollen Veranstaltungsorte, so dass wir leider auf Bodo Wartke, die Wise Guys oder den Rockgottesdienst verzichten mussten. Dafür hatten wir bei anderen Veranstaltungen mehr Glück (z.B. bei der Gospelnacht im Stadion oder beim Konzert der Irish-Folk-Band, die wir schon aus Köln kannten) und zur Not gab es ja immer noch die Helferkneipe, die diesmal in einer Jurte untergebracht war und in der wir einen Verwandten von Decherts rotem Sofa trafen und ausgiebig belagerten.

 

Und auch so gab es in Dresden einiges zu tun: Über den Markt der Möglichkeiten spazieren, am Elbufer entlang schlendern, im Park schlafen, Eis essen, die Helferverpflegung aufsuchen, den Zwinger besuchen, Straßenbahn fahren („Bei 25 geh′n wir raus!“), Eis essen, sich mit alten Bekannten treffen, die Frauenkirche besteigen, mit der Parkeisenbahn fahren oder – äh – Eis essen. Am letzten Abend versammelten wir uns mit der gesamten Gruppe auf der Terrasse eines Restaurants zu einem Abschiedstrunk und genossen die laue Sommerluft. „Bremen ist schön!“ waren Marios abschließende Worte. Und auch wenn die Kirchentagsstadt 2011 von anderen auch noch mit der Bundeshauptstadt („Wir müssen nach Berlin Mitte!“) und Leipzig verwechselt wurde, war uns eigentlich schon bewusst, wo wir waren 🙂
Dem letzten Abend, der letzten Nacht, dem Packen und dem Putzen unseres Klassenzimmers folgte unser erster sonntäglicher Kirchentagsarbeitseinsatz. Mit Verstärkung (ca. 60 Helfer waren im Einsatz) galt es, in der Gepäckaufbewahrung mit dem Ansturm der Besucher des Abschlussgottesdienstes klar zu kommen. Da wir gut organisiert waren, war das aber natürlich kein Problem und so konnten wir uns entspannt am Anblick der endlich mal vollen Gepäckaufbewahrung erfreuen und fanden sogar Zeit, die Trinkgelder der letzten Tage der Bahnhofsmission als Spende zu überreichen.

Mittags war dann auch für uns die Zeit des Abschieds gekommen und wir bestiegen den Zug gen Heimat. Trotz verspäteter und verpasster Züge, voller Bahnen, verfallener Platzreservierungen und skurriler Begegnungen (Durchsage des Lokführers in breitem Säch-sisch: „Hier spricht der Führer!“) kamen wir doch irgendwie alle zu Hause an. Ausgestattet mit vielen guten und/oder lustigen Erinnerungen an den Kirchentag und Dresden ist natürlich schon klar, welche Pläne wir für den nächsten Kirchentag in Hamburg 2013 haben: Da wo die Gepäckaufbewahrung ist, da werden auch wir sein. Und unser Megafon. Und Friedrich Nase. Und vielleicht auch Herr Gürüglü. Aber auf jeden Fall unser Herz.

Tina und Rike

 


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert